Die blonde Gaby

Kennt ihr diese Menschen, die es absolut gut verstehen, sich der Arbeit zu entziehen, bzw. diese zu delegieren? Und das machen sie ganz geschickt.

Es gibt Kollegen, die es verstehen, andere so in ihren eigenen Wirkungskreis mit einzubeziehen, dass man in null komma nix in der Falle steckt, und oft merkt man es gar nicht.

Vor einiger Zeit bekam ich eine neue Kollegin. Gaby hieß sie. Sehr nett, sehr freundlich und liebenswert.

Gaby war sehr arbeitswillig, das hat sie zumindest unserer Chefin durchblicken lassen.

Anfangs bemühte sie sich sehr, brachte aber in kurzer Zeit ein unglaubliches Chaos in unseren Kollegenkreis. Sie hatte Probleme mit der Firmenstruktur, hatte keinerlei Organisationstalent, außer, dass sie es verstand, andere für sich arbeiten zu lassen.

Ich mochte Gaby sehr gern und anfangs bewunderte ich sie für ihre Art, bei den Männern den Beschützerinstinkt zu wecken und musste immer lachen, wenn sie es wieder geschafft hat, mit ihrem Augenaufschlag um Hilfe zu bitten, wenn sie etwas suchte, etwas nicht verstand, ihr die Arbeit zu viel wurde, und..und.. und…

Auch wir Frauen gingen ihr regelrecht auf den Leim. Ich beobachtete das ein Weile amüsiert und dachte so manches Mal, ich bin eher diese Frau, die beweisen will, dass sie alles alleine kann und es eher als Schwäche empfand, andere um Hilfe zu bitten. Und so einen gekonnten Augenaufschlag hatte ich leider auch nicht.

wütende Frau

Bis mir eines Tages auffiel, dass Gaby ihren Unwillen ganz massiv zeigen konnte, nämlich dann, wenn ihre Masche nicht aufging. Ihre nette Art schlug dann um in regelrechte Feindseligkeit. Sie verpasste dann auch nicht, dem Abteilungsleiter unsere angebliche unterlassene Hilfeleistung zuzustecken. So tanzte sie uns allen auf der Nase herum und keiner traute sich, ihr die Meinung zu sagen.

Ich beobachtete, wie sie einen meiner Kollegen wieder in ihren Wirkungskreis zog und dieser unwillig sein Einverständnis gab, ihr eine unangenehme Arbeit abzunehmen. (Es gibt auch Männer, die nicht NEIN sagen können, jawoll!)

Zufrieden machte sie sich einen Kaffee (um sich von der Arbeit zu erholen.)

 

Dann sprach sie mich an, ob ich ihr eine komplizierte Arbeit abnehmen konnte, sie hätte so viel zu tun!

Als ich ablehnte, beschimpfte sie mich mit den Worten: sie hätte schon länger gemerkt, dass ich sie nicht gerne unterstütze und wenig hilfsbereit sei. Man müsse doch zusammenhalten usw.

sie bat um meine hilfe

Ich bot ihr an, ein gemeinsames Gespräch mit der Chefin zu suchen und unsere Stellenbeschreibung neu zu klären, da sie ja offensichtlich sehr überlastet war.

Sie wurde sehr wütend und ausfallend und teilte mit, dieses Gespräch mit der Chefin würde sie alleine führen und wollte gerade in ihrer Hektik Richtung Bürotüre laufen, als sie ausrutschte und die Bürotüre auf ihrem Hintern erreichte, dabei noch einen Papierkorb mitnahm, dessen Inhalt sich auf dem Fußboden ergoss. Sie wurde leichenblass, stand auf, nahm ihre Handtasche und ging nach Hause. Am nächsten Tag meldete sie sich krank.

Später teilte sie uns telefonisch mit, sie hätte eine neue Arbeitsstelle. Als Leiterin wohlbemerkt, denn sie wäre eine Führungspersönlichkeit, nur hätten wir das alle nicht verstanden.

Jetzt mal ehrlich!

Wenn man deine Hilfsbereitschaft  so offensichtlich ausnützen würde, müsstest du dann wirklich Schuldgefühle haben, wenn du ablehnst?

Pass auf dich auf…